Taweret: Die Nilpferdgöttin und Beschützerin der Schwangeren

Ein humanoides schwarzes Nilpferd aus Zentauren mit einem leuchtenden Sonnenkopfschmuck und einer altägyptischen Rüstung steht vor einem großen Steintor, das mit Hieroglyphen verziert und in goldenes Licht getaucht ist.

Du kennst vermutlich die majestätischen Götter des alten Ägypten – Ra mit seinem Sonnendisk, Anubis mit dem Schakalkopf oder die geheimnisvolle Isis. Aber hast du schon einmal von Taweret gehört? Diese ungewöhnliche Göttin sah aus wie eine Mischung aus Nilpferd, Krokodil und Löwe – und war dennoch eine der beliebtesten Schutzgottheiten der alten Ägypter.

Eine Göttin zum Fürchten und Lieben

Auf den ersten Blick wirkt Taweret alles andere als freundlich. Mit ihrem massigen Nilpferdkörper, den Krokodilschwanz und den Löwentatzen hätte sie durchaus als Monster durchgehen können. Doch die Ägypter sahen in ihr das komplette Gegenteil: eine liebevolle Beschützerin, die besonders schwangere Frauen und Neugeborene unter ihre Fittiche nahm.

Der Name Taweret bedeutet „die Große“ – und das war sie in jeder Hinsicht. Nicht nur körperlich imposant, sondern auch von enormer spiritueller Bedeutung. Während andere Götter in prächtigen Tempeln verehrt wurden, fand Taweret ihren Platz in den intimsten Momenten des ägyptischen Alltags.

Schutz im gefährlichsten Moment

Im alten Ägypten war eine Geburt ein lebensgefährliches Ereignis. Ohne moderne Medizin starben viele Mütter und Kinder während oder kurz nach der Entbindung. In dieser Zeit der Angst und Hoffnung wandten sich die Menschen an Taweret.

Die Göttin wurde meist aufrecht stehend dargestellt, mit einem runden Bauch, der an eine schwangere Frau erinnerte. Ihre Hände ruhten oft schützend auf ihrem Körper oder hielten das Hieroglyphenzeichen für „Schutz“. Diese Darstellung war kein Zufall – sie sollte den werdenden Müttern Mut machen und signalisieren: „Ich verstehe deine Situation und bin bei dir.“

Mehr als nur Geburtshilfe

Doch Taweret beschränkte sich nicht auf den Kreißsaal. Sie war eine Göttin der häuslichen Sphäre, die über das gesamte Familienleben wachte. Amulette mit ihrem Bildnis trugen nicht nur schwangere Frauen, sondern auch Kinder und sogar Männer. Sie galt als Beschützerin vor bösen Geistern, Schlangen und anderen Gefahren des Alltags.

Besonders interessant: Taweret war eine der wenigen ägyptischen Gottheiten, die hauptsächlich von gewöhnlichen Menschen verehrt wurde. Während Pharaonen und Priester ihre großen Staatsgötter hatten, gehörte Taweret dem Volk. In einfachen Häusern fanden Archäologen unzählige kleine Statuetten und Amulette – Zeugnisse einer tiefen, persönlichen Verbindung.

Die Nilpferd-Connection

Warum ausgerechnet ein Nilpferd als Schutzgöttin? Die Antwort liegt in der ägyptischen Beobachtung der Natur. Nilpferd-Mütter sind extrem beschützerisch gegenüber ihren Jungen. Sie verteidigen sie mit erbitterter Entschlossenheit gegen jeden Angreifer – selbst gegen Krokodile.

Die Ägypter erkannten in diesem Verhalten eine göttliche Qualität. Ein Nilpferd-Weibchen, das sein Kalb verteidigt, war für sie das perfekte Symbol für mütterliche Liebe und Schutz. Taweret vereinte diese natürliche Kraft mit spiritueller Macht.

Kunstwerke mit Herz

Die künstlerischen Darstellungen von Taweret sind bemerkenswert vielfältig. Manchmal erscheint sie als furchteinflößende Kriegerin mit erhobenen Klauen, dann wieder als sanfte Muttergöttin mit liebevollem Gesichtsausdruck. Diese Ambivalenz spiegelte ihre doppelte Natur wider: furchterregend für Feinde, beschützend für Schutzbefohlene.

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Viele Darstellungen zeigen sie mit einem Messer in der Hand – nicht als Waffe der Aggression, sondern als Symbol für das Durchtrennen der Nabelschnur und den Schutz vor bösen Mächten. Manchmal trägt sie auch das Ankh-Symbol, das Zeichen für Leben.

Haushaltsmagie und Alltagsrituale

In ägyptischen Haushalten spielte Taweret eine zentrale Rolle bei verschiedenen Ritualen. Schwangere Frauen trugen Amulette mit ihrem Bildnis, stellten kleine Statuen in ihre Schlafzimmer und sprachen Gebete zu ihr. Hebammen riefen ihren Namen an, wenn Komplikationen auftraten.

Auch nach der Geburt blieb Taweret präsent. Wiegen wurden mit ihren Symbolen geschmückt, und Kinder erhielten Amulette als Schutz vor Krankheiten und Unfällen. Diese Tradition war so stark, dass sie bis in die griechisch-römische Zeit Ägyptens fortbestand.

Eine Göttin für alle

Was Taweret so besonders macht, ist ihre Zugänglichkeit. Andere ägyptische Götter wirkten oft erhaben und distanziert – Taweret dagegen war greifbar und nahbar. Sie verstand die Sorgen einer einfachen Handwerkersfrau genauso gut wie die einer Königin.

Diese Volksnähe zeigt sich auch in der Art, wie sie verehrt wurde. Keine prächtigen Tempel, keine komplizierte Theologie – stattdessen einfache, herzliche Gebete und kleine Opfergaben. Ein Stück Brot, etwas Bier oder ein selbst geflochtenes Amulett reichten aus, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen.

Das Ende einer Ära

Mit der Christianisierung Ägyptens verschwand Taweret allmählich aus dem religiösen Leben. Doch interessant ist, dass einige ihrer Attribute in der Verehrung der Jungfrau Maria aufgingen. Die Rolle der beschützenden Mutter, die über Schwangere und Kinder wacht, fand in neuer Form ihre Fortsetzung.

Wiederentdeckung in der Moderne

Heute erleben wir eine Art Renaissance von Taweret. Archäologen entdecken immer wieder neue Artefakte, die ihre Bedeutung im alten Ägypten belegen. Museen weltweit zeigen Ausstellungen über das Alltagsleben der Ägypter, in denen Taweret einen Ehrenplatz einnimmt.

Moderne Frauen fühlen sich oft von dieser uralten Göttin angesprochen. In einer Zeit, in der Mutterschaft wieder neu diskutiert wird, bietet Taweret ein faszinierendes historisches Beispiel für die Verehrung des Weiblichen und der schützenden Kraft.

Die Geschichte von Taweret zeigt uns, dass Götter nicht immer majestätisch und unnahbar sein müssen. Manchmal sind es gerade die ungewöhnlichen, auf den ersten Blick wenig ansprechenden Gestalten, die die tiefsten menschlichen Bedürfnisse ansprechen. Eine Nilpferd-Göttin, die werdende Mütter beschützt – wenn das nicht beweist, dass die alten Ägypter Humor und Herz hatten.

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