6 weitere geheimnisvolle Kreaturen aus der Mythologie, die fast niemand kennt

Ein großes, geflügeltes, Zentauren-Drachen-ähnliches Wesen mit glühenden Augen ragt bedrohlich in einem nebligen Wald auf, flankiert von drei kleineren, gehörnten Monstern mit Flügeln und unheimlicher blau-grüner Beleuchtung.

Du kennst Drachen, Einhörner und Vampire. Aber was ist mit den Chaneques, die in mexikanischen Dschungeln Reisende in die Irre führen? Oder den Tatzelwürmern, die einst Alpenbewohner in Angst und Schrecken versetzten?

Die Welt der Mythologie ist weitaus reichhaltiger, als die bekannten Gestalten aus Hollywood-Filmen vermuten lassen. Abseits der großen Bühne existieren Hunderte faszinierender Kreaturen, deren Geschichten genauso packend sind wie die ihrer berühmten Verwandten. Begib dich mit mir auf eine Reise zu sechs dieser verborgenen Schätze der Weltmythologie.

Chaneques: Die listigen Hüter des mexikanischen Regenwalds

Tief in den tropischen Wäldern Mexikos und Guatemalas lauern die Chaneques. Diese kleinen, menschenähnlichen Wesen sind kaum größer als ein Kind, besitzen aber eine übernatürliche Macht über ihre Umgebung.

Die Chaneques entstammen der aztekischen und Maya-Mythologie. Sie gelten als Hüter der Natur und Beschützer der Tiere. Doch ihre Methoden sind alles andere als freundlich. Wanderer, die sich zu tief in den Wald wagen, werden von ihnen absichtlich vom Pfad abgebracht. Die Chaneques verwirren ihre Sinne, bis sie hoffnungslos verloren sind.

Die perfekte Täuschung

Besonders heimtückisch: Die Chaneques können die Stimmen von Familienmitgliedern nachahmen. Sie rufen aus dem Dickicht und locken ihre Opfer tiefer hinein, wo diese für immer verschwinden. Nur wer stark genug ist und seinen Namen laut ausspricht, kann dem Zauber entkommen.

In der modernen mexikanischen Kultur leben die Chaneques fort. Eltern warnen ihre Kinder vor ihnen, und so manche unerklärliche Wanderung durch den Dschungel wird noch heute ihrer Macht zugeschrieben.

Mokoi: Argentiniens gefährlicher Wassergeist

Am Rio de la Plata und in den Feuchtgebieten Argentiniens erzählt man sich seit Jahrhunderten von den Mokoi. Diese Wassergeister der Guaraní-Mythologie sind weder gut noch böse – sie sind schlichtweg unberechenbar.

Gestaltwandler der Gewässer

Ein Mokoi kann viele Formen annehmen. Mal erscheint er als riesige Schlange, die durchs Wasser gleitet, mal als verführerische Frau am Ufer. Seine wahre Gestalt jedoch ist die eines haarigen, affenähnlichen Wesens mit glühenden Augen.

Mokoi entstehen, so der Glaube, aus den Seelen Ertrunkener. Sie ziehen andere Menschen in die Tiefe, um Gesellschaft zu haben. Fischer kennen die Warnsignale: Wenn das Wasser plötzlich unruhig wird, ohne dass Wind geht, ist ein Mokoi in der Nähe.

Die indigenen Völker Argentiniens entwickelten komplexe Rituale, um sich vor Mokoi zu schützen. Tabakrauch und bestimmte Gesänge sollen sie fernhalten. Auch heute noch lassen Fischer in abgelegenen Gebieten Opfergaben am Ufer zurück – für alle Fälle.

Tatzelwurm: Das Alpenmonster mit Katzentatzen

In den Alpen kursieren seit dem Mittelalter Geschichten über den Tatzelwurm. Halb Drache, halb Katze, vollkommen rätselhaft – so beschreiben ihn die Überlieferungen aus Österreich, der Schweiz und Bayern.

Ein Wesen zwischen den Welten

Der Tatzelwurm besitzt den schlangenartigen Körper eines Drachen, aber nur zwei Vorderbeine – mit Tatzen wie eine riesige Katze. Sein Kopf ähnelt dem einer Wildkatze, nur viel größer und mit funkelnden Augen. Er bewohnt Höhlen in schwer zugänglichen Gebirgsregionen.

Die letzte dokumentierte „Sichtung“ stammt aus dem Jahr 1954 in der Steiermark. Ein Bauer berichtete von einer zwei Meter langen Kreatur, die über einen Pfad gehüpft sei. Auch wenn niemand mehr ernsthaft an die Existenz des Tatzelwurms glaubt, lebt er in der Alpenfolklore weiter.

Symbol für das Unbekannte

Für die Bergbewohner verkörpert der Tatzelwurm die Gefahren der Wildnis. Er steht für all das, was in den unzugänglichen Höhen verborgen bleibt – eine Erinnerung daran, dass die Natur ihre Geheimnisse hat.

Ushi-oni: Japans Stiermonster aus dem Wasser

Die japanische Mythologie kennt unzählige Yokai – übernatürliche Wesen. Einer der furchterregendsten ist der Ushi-oni, wörtlich „Stier-Dämon“. Diese Kreatur lauert in Küstengewässern und Flüssen auf unvorsichtige Menschen.

Alptraum mit Hörnern

Der Ushi-oni besitzt den gewaltigen Kopf eines Stieres auf dem Körper einer Krabbe oder Spinne. Seine Hörner sind messerscharf, seine Augen glühen wie Kohle. Manche Darstellungen zeigen ihn auch mit dem Körper einer Riesenschlange.

Er greift bevorzugt nachts an, wenn Menschen am Wasser entlangwandern. Mit seinen kräftigen Klauen reißt er sie ins Wasser und verschlingt sie. Besonders gefürchtet ist sein giftiger Atem, der jeden lähmt, der ihn einatmet.

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Schutz durch Gemeinschaft

In Küstendörfern entwickelten die Menschen Strategien gegen den Ushi-oni. Sie gingen nur in Gruppen ans Wasser und trugen Talismane bei sich. Manche Schreine sind speziell ihm gewidmet – nicht um ihn zu verehren, sondern um ihn fernzuhalten.

Auch in modernen Manga und Anime taucht der Ushi-oni regelmäßig auf. Seine Mischung aus animalischer Kraft und übernatürlichem Schrecken fasziniert bis heute.

Hecatoncheires: Griechenlands vergessene Giganten

Die griechische Mythologie ist berühmt für ihre Götter und Helden. Weniger bekannt sind die Hecatoncheires – Giganten mit hundert Armen und fünfzig Köpfen, die eine entscheidende Rolle im Kampf zwischen Titanen und Olympischen Göttern spielten.

Gefangene der Unterwelt

Ihre Namen waren Briares, Cottus und Gyes. Kronos, der Vater des Zeus, sperrte sie in den Tartarus, den tiefsten Teil der Unterwelt. Er fürchtete ihre unvorstellbare Kraft – ein einziger Hecatoncheir konnte hundert Felsbrocken gleichzeitig schleudern.

Zeus befreite sie, als er gegen seinen Vater kämpfte. Die Hecatoncheires entschieden die Schlacht. Ihre Steingeschosse verdunkelten den Himmel und warfen die Titanen zu Boden.

Vergessene Helden

Nach dem Sieg verschwinden die Hecatoncheires aus den meisten Erzählungen. Sie wurden zu Wächtern des Tartarus ernannt – eine wichtige Aufgabe, aber eine, die sie aus dem Rampenlicht drängte.

In der modernen Fantasy-Literatur erleben sie eine Renaissance. Autoren nutzen sie als Symbol für rohe, unkontrollierbare Macht. Ihre bizarre Anatomie macht sie zu idealen Gegnern für Helden, die mehr als nur Mut brauchen.

Jiangshi: Chinas hüpfende Untote

Vampire kennt jeder. Aber hast du schon mal von Jiangshi gehört? Diese chinesischen „hüpfenden Leichen“ unterscheiden sich grundlegend von ihren europäischen Verwandten.

Tod ohne Erlösung

Ein Jiangshi entsteht, wenn eine Seele nicht ins Jenseits übergehen kann. Gründe gibt es viele: ein gewaltsamer Tod, fehlende Bestattungsriten oder ein Leben voller Sünden. Der Körper bleibt in einem Zwischenzustand – weder lebendig noch richtig tot.

Jiangshi haben eine charakteristische Bewegung: Sie hüpfen mit ausgestreckten Armen vorwärts, da ihre Leichenstarre sie am normalen Gehen hindert. Ihre Haut ist grünlich-weiß, ihre Augen glühen rot, und aus ihrem Mund hängt eine lange, schwarze Zunge.

Qi-Diebe der Nacht

Anders als Vampire saugen Jiangshi kein Blut. Sie stehlen Qi – die Lebensenergie ihrer Opfer. Ein einziger Atemzug eines Jiangshi kann einen Menschen töten. Tagsüber sind sie fast hilflos, doch nachts werden sie zu gefährlichen Jägern.

Schutz bieten Spiegel (sie reflektieren das Böse), Hahnenschreie (sie verkünden den Tag) und gelbe Talismane mit Beschwörungsformeln. In der Qing-Dynastie entwickelten taoistische Mönche ausgeklügelte Rituale, um Jiangshi zu bannen.

Moderne Wiedergeburt

In Hongkong-Filmen der 1980er Jahre erlebten Jiangshi eine Wiedergeburt. Sie wurden zu komödiantischen Figuren, was ihre ursprüngliche Furcht einflößende Natur etwas verwässerte. Dennoch bleiben sie ein faszinierender Teil der chinesischen Folklore.

Die verborgenen Schätze der Menschheit

Diese sechs Kreaturen zeigen, wie reich und vielfältig die Mythologien unserer Welt sind. Jede Kultur hat ihre eigenen Monster und Wunder entwickelt – Antworten auf universelle Ängste und Sehnsüchte.

Die Chaneques warnen vor der Hybris des Menschen gegenüber der Natur. Die Mokoi verkörpern die Unberechenbarkeit des Wassers. Der Tatzelwurm steht für die Geheimnisse der Berge. Ushi-oni, Hecatoncheires und Jiangshi repräsentieren verschiedene Facetten des Übernatürlichen – von der animalischen Bedrohung bis zum kosmischen Horror.

Warum sie uns heute noch faszinieren

Diese Geschichten sind mehr als alte Märchen. Sie spiegeln menschliche Erfahrungen wider, die zeitlos sind: die Furcht vor dem Unbekannten, der Respekt vor der Natur, der Wunsch nach Schutz vor Gefahren.

In einer Welt, die immer rationaler wird, bieten uns diese mythischen Wesen einen Zugang zu tieferen Schichten der menschlichen Psyche. Sie erinnern uns daran, dass nicht alles erklärbar ist – und dass das auch gut so ist.

Die Mythologie ist ein unerschöpflicher Schatz. Für jeden bekannten Drachen gibt es zehn unentdeckte Wunder. Für jeden berühmten Helden existieren hundert vergessene Abenteurer. Du musst nur tief genug graben, um sie zu finden.

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