Anmerkung: Dieser Artikel enthält Spoiler für alle, die das Buch “Die heilige Waffe” noch nicht gelesen haben
Vermutlich ist das jene Frage, die Autoren am meisten gestellt bekommen. Wie entsteht ein Roman und woher kommen die ersten Ideen?
Und ganz ehrlich, die Frage habe ich mir oft selbst gestellt. Denn für das erste Tom Wagner Abenteuer „Die heilige Waffe“ war dieser Prozess zweigeteilt.
1. Schleichend
2. Langwierig
Irgendwann habe ich einen Zeitungsartikel über Blue Shield gelesen, die UNESCO Organisation, die sich um die Wahrung und den Schutz von internationalen Kulturgüter kümmert. Besonders in Kriegsgebieten kommen Sie zum Einsatz, wo sich niemand darum schert, ob ein jahrtausendealtes Bauwerk stehen bleibt oder in die Luft gesprengt wird.
Und dann kam der Teil in diesem Artikel, der Schuld daran ist, dass es die Tom Wagner Abenteuer gibt.
Denn die Aufträge der Blue Shield Leute werden oftmals mit den Abenteuern von Indiana Jones verglichen.
Da war er also. Der Held.
Der erste Schritt zum Besteller.
Da ich Österreicher bin, war klar, der moderne Indiana Jones muss aus Österreich kommen. Da kommt es recht gelegen, dass wir in Österreich eine hochqualifizierte Anti-Terror-Einheit namens „Cobra“ haben, die den SWAT-Teams in den USA durch nichts nachsteht. Tatsächlich trainieren internationale Anti-Terroreinheiten des Öfteren miteinander und wir Österreicher machen da überraschenderweise gar keine schlechte Figur.
Die Cobra ist übrigens auch die einzige Anti-Terroreinheit der Welt, die eine Flugzeugentführung noch in der Luft vereiteln konnte.
True Story. Respekt. (Daher musste es zu diesem Vorfall auch eine kleine Hommage im Buch geben.)
Dann kam der schwierige Teil.
Wie heißt der Held?
Nach ein wenig Recherche erkannte ich, dass es bei den Namen von Thriller-Helden zwei verschiedene Konzepte gibt:
Entweder ein ganz besondere Name, der im Gedächtnis bleibt.
Zum Beispiel:
- Aloysius Pendergast von Preston & Child
- Ulysses Quicksilver von Jonathan Green
- Atticus Priest von Mark Dawson
Oder ein Allerwelts-Name, der alltäglich ist.
Zum Beispiel:
- James Bond von Ian Fleming
- Jack Reacher von Lee Child
- John Milton von Mark Dawson
(Übrigens verstehe ich nicht, warum die Initialen „J.B.“ bei Actionhelden so verbreitet sind: James Bond, Jack Bauer, Jason Bourne – vielleicht Stoff für einen weiteren Artikel?)
Ich bin ein erklärter, ja fast fanatischer James Bond-Fan und immer hat mich die Story fasziniert, wie Ian Fleming zu Bonds Name kam. Auf seinem Schreibtisch in seinem Haus auf Jamaika (Name des Hauses ist übrigens „Goldeneye“, das später zu einem Filmtitel wurde) lag ein Buch eines Ornithologen über die Vogelwelt der Westindischen Inseln, der Autor des Buches hieß – wait for it – James Bond.
Ian Fleming erklärte lakonisch, wie er den Namen seines Helden gefunden hatte:
„I thought, ‘My God, that’s the dullest name I’ve ever heard,’ so I appropriated it. Now the dullest name in the world has become an exciting one.“
Die Entscheidung war gefallen. Ein einfacher Name, der idealerweise auch in einer englischen Übersetzung funktioniert. (Als kommerzieller Autor denkt man halt langfristig)
Nach ein wenig hin und her war Tom Wagner geboren. (Eigentlich Thomas Maria Wagner, dessen Namen kaum jemand richtig ausspricht, aber das wird in den Büchern ausgiebig diskutiert)
OK, nur wie wird Tom Wagner, Offizier bei der Anti-Terroreinheit Cobra zu einem Helden, der Artefakte und Schätze sucht? Klar, er braucht eine Frau, die sich damit wirklich auskennt, eine Historikerin und Archäologin, der wahre „Brain“ eben: Hellen de Mey.
Was ist das Artefakt im ersten Abenteuer?
Das war eine harte Nuss, denn ich wollte nicht mit den Klassikern anfangen, also kein Heiliger Gral, kein Atlantis, keine Arche Noah, keine Bundeslade oder Ähnliches. Wie wäre es also mit einem Artefakt, das zwar bekannt ist, aber nicht abgedroschen und klischeehaft?
Dazu ein kleiner Ausflug in meine Vergangenheit. Ich, also M.C. Roberts, war nicht immer Thrillerautor. Ich war Opernkritiker. Klingt komisch, ist aber so. Als studierter Musikwissenschaftler fiel mir eine Textstelle aus der Brockes-Passion, einem Oratorium von Georg Philipp Telemann ein:
„Wer das Schwert ergreift, wird auch durchs Schwert erkalten.“
Es geht, wie man unschwer erraten kann, um die Szene am Ölberg, als der Apostel Petrus Jesus verteidigt und mit seinem Schwert das Ohr des Knechtes Malchus abschlägt.
Das Artefakt war gefunden: „Das Schwert des Petrus“
Also zusammenfassend…
- Thema & Prämisse: Check
- Held: Check
- Heldin: Check
- Artefakt: Check
Es war so einiges getan. So dachte ich.
Denn ich stand am Anfang und die Geschichte entwickelte sich langsam.
Sehr langsam.
Sehr, sehr langsam.
Wie so oft als neuer Autor hing ich im zweiten Akt fest.
Und ich hing wirklich fest.
Und wie ich festhing.
Ich brauchte also Hilfe.
Wie R.F. Maclay nicht nur den Tag, sondern auch das Buch gerettet hat, erfährst du im zweiten Teil. (Klicke hier)