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Zwischen Leben und Tod: Wie die Walküren das Schicksal der Krieger bestimmten

Walküren

Du kennst sie vielleicht aus Wagners Opern oder Marvel-Filmen – doch die wahren Walküren der nordischen Mythologie waren weit mehr als nur kriegerische Schönheiten mit Flügelhelmen. Sie standen an der Schwelle zwischen Leben und Tod und trafen Entscheidungen, die ganze Königreiche erschüttern konnten.

Wer waren die Walküren wirklich?

Der Name verrät schon viel: „Walküre“ bedeutet „Totenwählerin“ – zusammengesetzt aus „val“ (die Gefallenen) und „kyrja“ (wählen). Diese göttlichen Kriegerinnen dienten Odin, dem Allvater, als seine persönlichen Boten auf den Schlachtfeldern.

Ihre Hauptaufgabe war so ehrfurchtgebietend wie brutal: Sie entschieden, welche Krieger sterben sollten und welche überleben durften. Die Auserwählten führten sie nach Walhalla, Odins große Halle, wo sie als Einherjer auf die finale Schlacht am Ende der Welt warteten – Ragnarök.

Die berühmtesten Walküren und ihre Geschichten

Brunhild ist wohl die bekannteste unter ihnen. Ihre Geschichte zeigt, wie gefährlich es war, wenn eine Walküre eigene Entscheidungen traf. Sie wagte es, gegen Odins Willen zu handeln und wurde dafür bestraft – in einen tiefen Schlaf versetzt, umgeben von einem Feuerring, bis ein furchtloser Held sie erwecken würde.

Sigrun liebte den Helden Helgi so sehr, dass sie sogar nach seinem Tod bei seinem Grabhügel wachte. Ihre Geschichte zeigt die menschliche Seite dieser übernatürlichen Wesen.

Göndul, Skuld und Gunnr gehörten zu den mächtigsten Walküren, die direkt in die Geschicke ganzer Völker eingriffen. Sie erschienen nicht nur auf Schlachtfeldern, sondern auch in den Träumen von Königen, um kommende Kriege anzukündigen.

Mehr als nur Schlachtjungfern

Die Vorstellung von Walküren als blonde Kriegerinnen mit Hörnhelmen und Speeren ist größtenteils eine romantische Erfindung des 19. Jahrhunderts. Die ursprünglichen Quellen beschreiben sie vielschichtiger:

Sie waren Schicksalsweberinnen, die am Webstuhl des Krieges standen und die Fäden menschlicher Existenz verknüpften. In der berühmten „Darraðarljóð“ weben zwölf Walküren vor der Schlacht von Clontarf 1014 ein grausiges Gewebe aus Gedärmen und Köpfen.

Als Mundschenkinnen in Walhalla servierten sie Met aus den Hörnern und pflegten die gefallenen Helden. Diese Rolle zeigt ihre fürsorgliche Seite – sie waren nicht nur Bringer des Todes, sondern auch Trösterinnen im Jenseits.

Manche Walküren konnten Schwanengestalt annehmen. Diese Verwandlungsfähigkeit machte sie zu Grenzgängerinnen zwischen den Welten – sie gehörten weder ganz zu den Göttern noch zu den Menschen.

Die dunkle Seite der Auswahl

Die Walküren trafen ihre Entscheidungen nicht willkürlich. Sie folgten einem komplexen System aus Ehre, Tapferkeit und göttlichem Willen. Doch was geschah mit jenen, die nicht auserwählt wurden?

Nicht alle Gefallenen kamen nach Walhalla. Viele landeten bei Hel, der Göttin der Unterwelt, in ihrer düsteren Halle. Die Walküren mussten also nicht nur entscheiden, wer sterben sollte, sondern auch, wer würdig war, in Odins Kriegerheer aufgenommen zu werden.

Diese Macht war ein zweischneidiges Schwert. Geschichten erzählen von Walküren, die sich in sterbliche Männer verliebten und dadurch ihre Unsterblichkeit verloren. Sie zeigen, dass selbst göttliche Wesen einen Preis für ihre Gefühle zahlen mussten.

Walküren in der Realität: Priesterinnen und Schildmaiden

Archäologische Funde deuten darauf hin, dass es tatsächlich Frauen gab, die sich als irdische Walküren verstanden. Schildmaiden wie die legendäre Lagertha kämpften an der Seite von Männern und wurden oft mit übernatürlichen Kräften in Verbindung gebracht.

In Uppsala und anderen religiösen Zentren dienten Priesterinnen dem Odin-Kult, die möglicherweise rituelle Kämpfe überwachten und Opferzeremonien leiteten. Sie trugen Titel wie „Götterbräute“ und galten als Vermittlerinnen zwischen der Welt der Lebenden und der Toten.

Prophezeiungen und Visionen

Walküren waren auch Seherinnen. Sie erschienen Kriegern vor wichtigen Schlachten in Träumen oder Visionen. Ihre Botschaften waren oft rätselhaft, aber immer bedeutsam.

König Harald Hardrada soll vor seinem Tod in der Schlacht von Stamford Bridge eine Walküre gesehen haben, die ihm das Ende prophezeite. Solche Geschichten zeigen, wie tief der Glaube an diese Wesen in der nordischen Kultur verwurzelt war.

Das Erbe der Walküren

Die Faszination für Walküren überlebte die Christianisierung Skandinaviens. Sie tauchten in mittelalterlichen Balladen auf, inspirierten romantische Dichter und eroberten schließlich die moderne Popkultur.

Doch ihr wahres Erbe liegt tiefer: Sie verkörpern die nordische Vorstellung, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern ein Übergang. Sie stehen für die Idee, dass Tapferkeit und Ehre über den Tod hinaus Bedeutung haben.

In einer Zeit, in der Krieg allgegenwärtig war und der Tod jeden Moment kommen konnte, boten die Walküren eine Art Trost: Der Tod im Kampf war nicht sinnlos, sondern Teil eines größeren göttlichen Plans.

Die zeitlose Botschaft

Die Walküren lehren uns etwas über die menschliche Natur: Wir alle sehnen uns nach der Vorstellung, dass unsere Taten Bedeutung haben, dass jemand über uns wacht und dass der Tod nicht das absolute Ende ist.

Ihre Geschichten sprechen von Liebe und Verlust, von Pflicht und Rebellion, von der Macht des Schicksals und dem Mut, sich ihm zu stellen. Vielleicht ist das der Grund, warum diese mystischen Kriegerinnen auch heute noch unsere Fantasie beflügeln.

Die Walküren waren nie nur Boten des Todes – sie waren Hüterinnen des Sinns, den wir unserem Leben geben. Und das macht sie zeitlos.

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Roberts & Maclay

Aus der Feder von Roberts & Maclay stammen nicht nur die täglichen History Hacks, sondern auch erfolgreiche Bestseller-Buchserien wie die „Tom Wagner Abenteuer“ und die „François Cloutard Coups“.